Džemati

Vertreter der IGBD-Gemeinde Ulm nahmen teil am interreligiösen Friedensgebet

Vertreter der IGBD-Gemeinde Ulm nahmen teil am interreligiösen Friedensgebet Vertreter der IGBD-Gemeinde Ulm nahmen teil am interreligiösen Friedensgebet
Foto Quelle SWR

Im Haus der Begegnung in Ulm haben am Sonntag die Vertreter des Rates der Religionen für Frieden und gegen Gewalt gebetet. Auch die Vertreter der IGBD-Gemeinde Ulm haben am Friedensgebet teilgenommen.

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Vertreter der jüdischen, muslimischen und christlichen Gemeinden in Ulm setzen gemeinsam ein Zeichen. Zum Friedensgebet erschienen etwa 300 Menschen.

Die Vertreter der Islamischen Gemeinde der Bosniaken in Deutschland aus der Gemeinde Ulm richteten sich mit folgender Botschaft an die Anwesenden:

„Auch wir von der Bosnischen Gemeinde in Ulm wollen gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt - heute und hier, im Haus der Begegnung - unserer Verantwortung gerecht werden. Auch wir wollen ein Zeichen für den Frieden setzen, aber auch - und vor allem - einen deutlichen und unmissverständlichen Aufruf gegen Terror, Antisemitismus und Gewalt. Dass wir dieses Zeichen und diesen Appel gemeinsam begehen, stellt für uns alle eine Notwendigkeit dar und dafür möchte ich Ihnen allen danken.

Ich bin kein Theologe und es ist mir bei der Vorbereitung meines Redebeitrags nicht leicht gefallen, die richtigen glaubensrechtlichen Formulierungen zu finden. Ich stieß jedoch auf einen aktuellen Aufsatz eines Imams, dessen erste berufliche Station unsere Gemeinde in Ulm war. Darin heißt es u.a., ich zitiere:

„Wann immer und wo auch immer das Leben eines Menschen oder Leben ganz grundsätzlich gefährdet ist, ist es unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben und zu sagen, dass der Mensch ein Werk Gottes ist, und dass niemand das Recht hat, das Werk Gottes zu zerstören, den Menschen zu erniedrigen oder in eine unterwürfige Lage zu bringen.“, Zitat Ende.

Am 7. Oktober wurden in Israel unschuldige Menschen durch Terroristen getötet, misshandelt und verschleppt. Noch immer werden 200 Geiseln festgehalten. Wir erheben hiermit unsere Stimme und verurteilen dieses abscheuliche Verbrechen. Unsere Solidarität gilt den Opfern und ihren Angehörigen.

Wie auch unzählige Male zuvor in den letzten Jahrzehnten hat sich in Nahost auch in den letzten Wochen eine Gleichzeitigkeit des Leids eingestellt. Zutiefst erschüttert sind wir darüber, dass infolge der Eskalation der Gewalt in den letzten Wochen unschuldige Menschen in Gaza getötet werden und unermessliches Leid erfahren müssen.

Diese schrecklichen Ereignisse wirken sich leider auch auf unsere Gesellschaft aus. Der Frieden und ein friedliches Zusammenleben – jede Hoffnung für die Zukunft – erfordert, dass man den anderen Menschen achtet und Mitgefühl zeigt. Wer hierzulande Terror verherrlicht begeht das Gegenteil. Wer gegen ganze Volksgruppen,

 Religionsgemeinschaften und Minderheiten hetzt begeht das Gegenteil und kann im Grunde genommen auch anderen Menschen nichts Gutes wollen.

Wir sind in unserem Land in vielfacher Hinsicht aufeinander angewiesen. Daher sagen wir ganz grundsätzlich, aber auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in aller Deutlichkeit, dass wir uns ganz entschieden gegen jede Form von Antisemitismus wenden und für den Schutz jüdischen Lebens in unserem Land einstehen.

Und bitte lassen Sie mich an dieser Stelle auch Folgendes sagen:

Vor vielen Hundert Jahren teilten sich Juden und Muslime aus Spanien das Schicksal der Vertreibung. Auch in Bosnien und Herzegowina fanden sie Zuflucht und lebten auch dort friedlich in bunt gemischten Nachbarschaften zusammen. Im Zweiten Weltkrieg waren es vor allem bosnische Muslime, Bosniaken, die ganze jüdische Familien in ihren Häusern versteckt hielten und dadurch Leben retteten. Wichtige Zeugnisse jüdischen Lebens in Europa wurden damals von Muslimen vor der Vernichtung bewahrt. Leitmotiv und Leitbild dieses Handelns ist das Prinzip der guten Nachbarschaftlichkeit; abgeleitet aus dem islamischen Grundsatz, dass Gott die Menschen in verschiedene Religionen und Völker unterteilt hat, damit sie einander kennenlernen.

Obwohl es heute nicht auf unserer Agenda steht, so möchte ich zu bedenken geben, dass auch muslimisches Leben in Deutschland großen Anfeindungen ausgesetzt ist. V.a. junge Menschen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und dieses Land als ihre Heimat ansehen, sind verstört darüber, wenn sie aufgrund ihres Glaubens pauschal verurteilt und abgestempelt werden. Auch Musliminnen und Muslime sorgen sich hierzulande um ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder. Und auch deswegen sagen wir: Wenn man Islamophobie und Muslimfeindlichkeit anprangert und Toleranz einfordert, dann muss man auch gegen Antisemitismus, Homophobie oder welche Diskriminierung auch immer ganz klar Position beziehen.

Schließen möchte ich mit einem kurzen Bittgebet:

Lieber Gott, stehe denjenigen bei, die sich auf Deinem Wege für Frieden unter den Menschen einsetzen. Wir ersuchen Dich, lieber Gott, dass Du Dich allen Opfern von Terror und Gewalt erbarmst und ihrer Seelen gnädig bist; dass du den Trauernden und Verletzten Trost und Genesung zu teil werden lässt.

Lieber Gott, wir danken Dir dafür, dass wir hier in unserem Land, in unserer Stadt, in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben dürfen. Schütze unser Land und auch alle anderen Länder und beschere uns Frieden. Allmächtiger Gott, segne uns mit Liebe, Verständnis und Zusammenhalt und halte Hass und Zwietracht von uns fern. Amin.

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